Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis Weihnachten. Unzählige Menschen suchen noch nach dem richtigen Geschenk. Denn es muss doch etwas unter dem Baum liegen, oder? Ein Beitrag von Julia Bernhard
Für viele Menschen ist Weihnachten der Höhepunkt des Jahres. Das Wichtigste neben dem Gottesdienst, dem Gänsebraten und den Weihnachtsliedern ist natürlich die Bescherung. Ihre Geschenke lassen sich die Deutschen etwas kosten. Im vergangenen Jahr haben sie durchschnittlich 520,40 Euro für Präsente ausgegeben. In diesem Jahr werden es laut Statista voraussichtlich 507,10 Euro sein. Am liebsten verschenken die Bundesbürger Lebensmittel und hochprozentige Getränke. Auch Bekleidung, Schuhe und Accessoires legen sie gerne unter den Weihnachtsbaum, gefolgt von Büchern, Spielen – und Geld. Dabei haben Experten von der Universität Erlangen herausgefunden, dass Geldgeschenke sozial geächtet sind. Weil man glaube, der Schenker habe sich nicht mal die Mühe gemacht, auf die Persönlichkeit des Beschenkten einzugehen.
Gaben beglücken übrigens nicht nur den Empfänger. Studien der Harvard Business School haben gezeigt, dass Schenken auch beim Geber selbst positive Gefühle auslöst. So waren Probanden, die anderen eine Freude machten, glücklicher als jene, die den gleichen Betrag für sich selbst ausgaben. Geben ist also tatsächlich seliger denn Nehmen, wie es in der Bibel heißt (Apostelgeschichte 20,35). Aber muss unbedingt etwas unter dem Baum liegen? „Weihnachten feiern wir die Geburt des Sohnes Gottes und damit ein Geschenk Gottes an die Menschen. Im Schenken geben wir weiter, selbst Beschenkte zu sein“, sagt Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Darmstadt). Deshalb sei Schenken eine wunderschöne und passende Weihnachtstradition. Ähnlich sieht es Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (Kassel): „Gott schenkt uns seine Nähe und sein Mitgehen im ganzen Leben. Ein Geschenk ist etwas, das ich nicht verdient habe. Es ist etwas, das der Schenkende mir aus freien Stücken und ohne Gegenleistung zukommen lässt.“
Aber wichtig sei nicht der materielle Wert, findet Hofmann, sondern die Frage: Hat sich jemand Gedanken gemacht, was mir guttut oder worüber ich mich freue? Das bisher schönste Weihnachtsgeschenk, das die Bischöfin nach eigener Aussage bekommen hat, ist übrigens ein Puppenhaus gewesen, das ihr Vater für sie als Achtjährige „heimlich“ gebaut hat. Auch Kirchenpräsident Jung erinnert sich auch am allerliebsten an ein Geschenk aus seiner Kindheit: sein erstes kleines Fahrrad, das er mit vier oder fünf Jahren an Heiligabend bekommen hat.