Als wichtigen Ort zur Besinnung und zum geistlichen Auftanken hat der frühere hessische Kultus- und Justizminister Christean Wagner (CDU), die Gebetsfrühstücksbewegung in den Parlamenten bezeichnet. Anlass war die Konstituierung des Deutschen Bundestages. „Die Begegnungen bieten die Gelegenheit, sich partei- und fraktionsübergreifend unter Gottes Wort zu stellen, Sorgen miteinander zu teilen, über grundsätzliche oder aktuelle Fragen zu sprechen und gemeinsam miteinander zu beten“, sagte Wagner der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Politiker in dem Vertreter anderer politischer Meinungen den Mitmenschen entdecken und daher pfleglicher miteinander umgehen.“
Die aus den USA stammende Gebetsfrühstücksbewegung gibt es in mehr als 180 Staaten. Nach Deutschland geholt hat die Idee 1979 der frühere baden-württembergische Landtagsabgeordnete Rudolf Decker (CDU) zusammen mit dem Verleger Friedrich Hänssler (1927–2019). Mittlerweile gibt es Gebetstreffen im Bundestag sowie in acht Landtagen. Einmal im Jahr veranstaltet die „Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung“, die die Gebetsfrühstücksbewegung in Deutschland verantwortet, die Internationale Berliner Begegnung, an der Politiker, Diplomaten, Kirchenvertreter und Führungskräfte teilnehmen. In diesem Jahr fand sie wegen der Corona-Pandemie digital statt. Vorsitzender der Stiftung ist der ehemalige Staatssekretär Tilo Braune (Greifswald). Wie er IDEA sagte, soll bei den Treffen ein geschützter Raum entstehen, in dem über Glaube, Gott und persönliche Dinge gesprochen werde – „quasi eine wöchentliche kleine Rüstzeit für die verantwortungsvolle Arbeit der Parlamentarier“.