Tanzende Paare im Gottesdienst – das konnten Besucher am 18. Juli in der evangelischen Steigkirchengemeinde in Stuttgart-Bad Cannstatt erleben. Sie veranstaltet seit 2015 einmal jährlich einen Tango-Gottesdienst. Der Pfarrer der Gemeinde, Til Bauer, berichtete der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, dass er durch seine Frau dazu inspiriert worden sei. „Ich habe sie 2005 beim Tango-Tanzen kennengelernt.“ Später seien sie dann auf die Idee gekommen, „Beruf und Hobby miteinander zu verbinden“. Die Veranstaltung sei ein klassischer Zielgruppen-Gottesdienst. „Meine Frau und ich kennen die Tango-Szene gut und wollen die Tango-Gemeinde in die Kirche locken.“ Während dieses besonderen Gottesdienstes werde vor und nach der Predigt im Kirchenraum Tango getanzt, während ein kleines Orchester musiziere. Das Angebot sei mittlerweile so beliebt, dass auch Angehörige anderer Konfessionen oder Kirchenferne es wahrnähmen, so Bauer. Vor der Corona-Krise kamen bis zu 300 Teilnehmer zum Tango-Gottesdienst – also deutlich mehr als zu sonstigen Gottesdiensten, zu denen sich sonst regelmäßig um die 50 Besucher einfinden. In diesem Jahr kamen wegen der Corona-Beschränkungen 120 Besucher.
In der Gemeinde sei das Konzept gut angenommen worden, wie Bauer schilderte: „Es hat keine kritischen Stimmen gegeben“. Der Tango sei zwar ein sinnlicher und körperbetonter Tanz, lasse sich jedoch gut mit dem christlichen Glauben vereinbaren. „Es ist ein Dialog zwischen Mann und Frau, so wie der Glaube ein Dialog zwischen Mensch und Gott ist.“ Glaube und Bewegung gehörten zusammen. Schließlich heiße es in Psalm 30,12: „Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen.“ Bauer ist seit 2002 Pfarrer der Steigkirchengemeinde. Sie hat rund 2.600 Mitglieder.
