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EUD-Präsident beantwortet heiße Fragen in Hamburg

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 21.02.2014 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 21.2.2014) Drei “heiße Kartoffeln” hüpfen seit einiger Zeit durch die Adventgemeinden in Deutschland: die Zukunft des Studienhefts zur Bibel (herausgegeben von der Intereuropäischen Division), die Ordination von Frauen zum Pastorendienst und die Neuformulierung des Glaubenspunktes 6 (Die Schöpfung), die – neben Textänderungen weiterer Glaubenspunkte – auf der Generalkonferenzvollversammlung 2015 beschlossen werden soll. Warum sich darüber nur im kleinen Kreis die Köpfe heiß reden und nicht einmal mit jemandem diskutieren, der an wichtiger Stelle darüber mitentscheidet? So dachte man wohl in der Adventgemeinde Hamburg-Grindelberg und lud zu einem Studientag am 15. Februar mit Bruno Vertailler ein, dem Präsidenten der Intereuropäischen Division (EUD).

Nach dem Gottesdienst und dem gemeinsamen Mittagessen hieß es: Frag den Präsidenten. Nacheinander wurden die Themen abgearbeitet. Zunächst stellte Gemeindepastor Saša Gunjević? einige vorbereitete Fragen, anschließend konnten die etwa 100 Teilnehmer ihre Fragen loswerden.

Die Zukunft des bearbeiteten Studienheftes

Dem Arbeitskreis Bibelschule, der das Studienheft zur Bibel auf Grundlage des Standardmanuskripts erstellt, wird von einigen vorgeworfen, die adventistische Theologie zu verfälschen. Tatsächlich lassen sich nicht nur didaktische Unterschiede zwischen dem Studienheft zur Bibel und der Standardausgabe des Lehrhefts feststellen. Doch sind diese so gravierend, dass das Studienheft eingestellt werden sollte, wie manche es fordern? Bruno Vertallier sagte, die Diskussion habe sich “aufgeschaukelt, die Unterschiede dürfen nicht aufgebauscht werden”. Zugleich merkte er an: “Auch wenn manche Themen im EUD-Studienheft etwas freier angegangen werden können, haben wir die Verantwortung, sie an die Sichtweise der Weltkirche anzubinden.” Zur Zukunft der Studienhefte sagte er: “Wir wollen, dass beide Studienhefte [Standardausgabe und EUD-Ausgabe] über 2015 hinaus bestehen bleiben. Doch um die Spannungen abzubauen, müssen wir natürlich Änderungen vornehmen.” Details nannte er nicht. Seine theologische Ausrichtung beschrieb er so: “Ich fühle mich sehr wohl mit der Mehrheit der Adventisten in Deutschland, die eine Theologie der Mitte vertreten.” Insgesamt konnte man aus seinen Äußerungen eine Unterstützung des EUD-Studienhefts herauslesen.

Spontanen Applaus bekam der ehemalige Vorsteher des Norddeutschen Verbandes, Reinhard Rupp, der im Publikum saß, mit der Bemerkung: “Wenn Menschen außerhalb der Adventgemeinde unsere Diskussion über die Studienhefte mitbekommen würden, würden sie uns fragen: ‘Seid ihr noch zu retten?'”

Kirchenkrise wegen Ordination von Pastorinnen?

Bruno Vertallier befürwortet entschieden die Ordination von Frauen zum Pastorendienst. Das ist keine Überraschung, denn der Ausschuss der EUD hatte sich auf seiner letzten Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen (siehe hier). Ob die Frauenordination auch weltweit eine Chance hat, hängt nach seinen Worten davon ab, was den Delegierten der Generalkonferenzvollversammlung 2015 konkret zur Abstimmung vorgelegt wird: “Wenn es eine Ja-Nein-Frage wird, dann wird es keine Mehrheit dafür geben, weil die Stimmen der Delegierten aus den Divisionen, die dagegen sind, überwiegen.” Wenn diese Frage nicht pragmatisch gelöst werde, würde das eine Kirchenkrise hervorrufen. Der EUD-Präsident ließ durchblicken, dass er ein Recht der Divisionen oder gar der Verbände begrüßen würde, über diese Frage eigenverantwortlich zu entscheiden. Eine entsprechende Beschlussvorlage für die Generalkonferenz-Delegierten wird von vielen erwartet. “Es wird kaum möglich sein, nach 2015 bestimmten Gebieten die Frauenordination zu verwehren”, so Bruno Vertailler.

Sechs Tage à 24 Stunden?

Im Hinblick auf die Neuformulierung des Glaubensartikels 6 zur Schöpfung äußerte sich Bruno Vertallier ablehnend zu Bestrebungen, diesen Artikel enger zu fassen: “Ich bin besorgt, wenn wir in unsere 28 Glaubenspunkte Dinge hineinschreiben, die so nicht in der Bibel stehen, beispielsweise die Begriffe ’24-Stunden-Tag’ oder ‘kurze Schöpfung’. Als Gemeinde sollten wir auch nicht sagen, dieses Thema haben wir ein für allemal gelöst.” Man sei kein schlechter Adventist, wenn man Anfragen zu den “Tagen und Stunden” habe. Er sagte ebenfalls, dass “es mich nicht umbringt, wenn am Ende doch derartige Formulierungen im neuen Glaubenspunkt auftauchen sollten”. Ob die Kirche an der bisherigen Praxis festhalten wird, die Formulierungen der Glaubensartikel in den entscheidenden Punkten eng an der biblischen Ausdrucksweise zu orientieren, wird eine spannende Frage sein. Die Diskussion darüber sollte nicht nur den Fachgremien vorbehalten bleiben. (Thomas Lobitz)

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