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Internet-Mobbing: Da hört der Spaß auf!

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 23.02.2012 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 24.2.2012) Chatten, Bilder anschauen, sich mit Freunden austauschen – jeder kennt die positiven Seiten der Sozialen Netzwerke. Aber leider gibt es auch eine Kehrseite: Mobbing ist im Internet mittlerweile an der Tagesordnung. Ein Kommentar von idea-Internet-Redakteur Dennis Pfeifer.

Der 13-jährige JoÃḋl öffnet auf seinem Computer die Facebook-Nachricht eines “Freundes”. Danach läuft er aus dem Haus und wirft sich vor einen heranrasenden Zug. “JoÃḋl, Du bist schwuler, als die Polizei erlaubt.” Dieser Satz trieb den Jungen zur Selbsttötung. Ein Jahr ist das Drama im österreichischen Klagenfurt nun her. Es steht beispielhaft für die steigende Zahl von Cyber-Mobbing-Fällen. Immer häufiger werden Jugendliche im Netz Opfer von Hänselattacken. “In unseren Beratungsgesprächen nehmen Themen aus dem Internet zu”, sagte der Geschäftsführer der “Nummer gegen Kummer”, Rainer Schütz (Wuppertal), anlässlich des EU-weiten Aktionstages “Safer Internet Day” am 7. Februar.

Facebook arbeitet mit Telefonseelsorge zusammen

Facebook reagiert: Seit kurzem arbeitet das größte Soziale Netzwerk mit der Telefonseelsorge der katholischen und evangelischen Kirchen zusammen. User sollen auffällige Postings ihrer Freunde melden. Entdeckt jemand eine Statusmeldung eines Mitglieds mit Hinweisen auf eine Selbstmordgefährdung, kann rasch ein Kontaktformular ausgefüllt und an Facebook gesendet werden. Man trägt hierzu einfach den Namen und den Link zum Profil des Freundes ein. Dann erhält die betreffende Person automatisch einen Hinweis auf die Telefonseelsorge und die “Nummer gegen Kummer” des Deutschen Kinderschutzbundes.

Meldeknöpfe werden kaum genutzt

Doch hilft so etwas wirklich? Die jetzt vorgestellte Studie “Wo der Spaß aufhört … Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in Sozialen Netzwerkdiensten” der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien zeigt, dass Alarmknöpfe und andere Meldefunktionen im Internet offenbar nichts bringen, denn sie werden schlicht nicht genutzt. User melden allenfalls Spam, schreiben die Verfasser der Studie.

Konflikte gibt es meist mit den Freunden von Freunden

Am häufigsten gibt es Krach mit den Kontakten von Freunden. Mit diesen “Freundesfreunden” kommuniziert man im realen Leben nicht unbedingt – im Internet ist dies aber durchaus üblich. Gerade mit ihnen entsteht aus einem “Spaß-Streit” schnell ein echter Konflikt – bis hin zum Mobbing. Da man sich eigentlich nicht kennt, entstehen leichter Missverständnisse, die eine häufige Ursache für Streit in Facebook und Co. sind. Äußerungen werden im Netz viel schneller falsch verstanden als beispielsweise auf dem Schulhof.

Freunde sind gefordert

Oft schaukeln sich die Konflikte im Netz langsam hoch. Es ist nicht einfach, zwischen Necken, Ärgern und Mobbing zu unterscheiden. Mobbing heißt, eine Strategie zu verfolgen – zum Beispiel jemanden, den man aus einer Clique herausdrängen will, gezielt zu tyrannisieren, peinliche Fotos ins Netz zu stellen und andere gegen ihn aufzubringen. Doch was hilft dagegen? Die Studie: Kommt es zu Streitereien, die der Einzelne nicht mehr allein bewältigen kann, holt er sich zuerst bei seinen Freunden Hilfe. Aufmunternde Worte, dem Freund den Rücken stärken – Mobbing-Opfer brauchen Unterstützer. Auch als Schlichter, die zwischen den Parteien vermitteln, können sich Freunde betätigen.

Hinschauen und handeln

Hilfe von außen – egal ob von Lehrern oder Eltern – ist meist unerwünscht; häufig sind Erwachsene mit den Umgangsformen im Netz auch gar nicht vertraut. Wer diese Konfliktformen und Regeln nicht kennt, kann also auch keine echte Hilfe geben. JoÃḋls Mutter musste das schmerzlich erfahren. Sie sagte nach dem Freitod ihres Sohnes gegenüber der Presse: “Ich wusste, dass er wegen seiner paar Kilos zu viel oder wegen seiner Kleidung gehänselt wurde. Ich habe das leider völlig unterschätzt, JoÃḋl saß ja stundenlang vor dem Computer. Mir waren auch die Gefahren nicht bewusst.” Freunde aus der Clique können viel besser einschätzen, wie ernst die Situation ist. Um gezieltes Mobbing zu erkennen, ist Hinschauen und Handeln gefragt. Wer heftigen Streit entdeckt, muss als aufmerksamer Freund eingreifen und sagen: “Halt, hier hört der Spaß auf!” (idea)

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