(“Adventisten heute”-Aktuell, 26.2.2010) Margot Käßmann ist von ihren Ämtern als EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten. Nach ihrer Trunkenheitsfahrt vom 20. Februar seien das Amt und ihre Autorität als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende beschädigt, sagte die 51-jährige Theologin am 24. Februar im EKD-Kirchenamt in Hannover. Käßmann: “Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wie ich sie hatte.” Die harsche Kritik etwa an dem Zitat aus ihrer Neujahrspredigt “Nichts ist gut in Afghanistan” sei nur durchzuhalten, “wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird”. Bei ihrer Entscheidung zum Rücktritt sei es ihr auch um Respekt und Achtung vor sich selbst und ihrer Geradlinigkeit gegangen. Sie sei mehr als zehn Jahre “mit Leib und Seele” Landesbischöfin gewesen und habe alle ihre Kraft in diese Aufgabe gegeben. Sie bleibe Pastorin der hannoverschen Landeskirche. Diese bedauerte den Rücktritt und zollte Käßmann Respekt. Sie habe die Kirche in wichtigen Arbeitsfeldern entscheidend vorangebracht. Ihr unbedingtes Anliegen sei gewesen, “mit dem Evangelium mitten in der Welt präsent zu sein”.
Stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender: Leben aus Vergebung
Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), und die Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) nahmen gemeinsam zu Käßmanns Rücktritt Stellung. Dieser sei ein schwerer Verlust für den deutschen Protestantismus. Zugleich entspreche der Schritt der Geradlinigkeit Käßmanns. Ein christlicher Umgang mit einem schlimmen Fehler sei vom Wissen um die eigene menschliche Fehlerhaftigkeit und Vergebungsbedürftigkeit getragen. Käßmann habe ihren Fehler sofort eingestanden und sei “eine glaubwürdige Zeugin für ein Leben aus der Vergebung Gottes”. Schneider wird zunächst die Amtsgeschäfte als EKD-Ratsvorsitzender übernehmen. Das Gremium kommt am 26. und 27. Februar in Tutzing bei München zusammen.
Die meisten finden Käßmanns Rücktritt falsch
Die Mehrheit der Deutschen hält den Rücktritt Margot Käßmanns von allen leitenden Kirchenämtern für falsch. Diese Meinung äußerten 52 Prozent der Befragten bei einer N24/emnid-Umfrage (Berlin). 45 Prozent halten ihren Schritt für richtig; der Rest ist unentschieden. Die über 50-Jährigen schätzen die Situation anders ein: 53 Prozent halten den Rücktritt für richtig und 47 Prozent für falsch. (idea)