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Kurze Stellungnahme der Freikirche der STA zum Video „Die Corona-Agenda – War der Coronavirus geplant?“

Von: apduser Datum Beitrag: 09.04.2020 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , ,

Kurze Stellungnahme zum Video „Die Corona-Agenda – War der Coronavirus geplant?“, veröffentlicht am 25.03.2020 auf YouTube 

Das genannte Video ist unter dem YouTube-Kanal des privat geführten Vereins „amazing discoveries e. V.“ abrufbar. Der Verein ist weder eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, noch ist er als unterstützender Dienst unserer Freikirche in Deutschland anerkannt. Das Video ist daher als private Meinungsäußerung einzustufen.

Distanzierung der Freikirche

Im Video selbst kommt im Rahmen eines Interviews hauptsächlich der Zoologe Prof. Dr. Walter Veith zu Wort, von dessen Verkündigung sich die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland bereits im Jahr 2004 distanziert hat. Sie hat diese Position 2012 mit folgendem Beschluss bekräftigt: „Die Art und Weise, wie Walter Veith über Religionen, Volksgruppen und andere Bekenntnisse spricht, stellt sich als unethisch und polemisch dar. Obwohl in seinen Vorträgen durchaus Aussagen enthalten sind, denen wir zustimmen können, vermissen wir das befreiende Evangelium durch Jesus Christus und erleben häufig eine beklemmende und angstmachende Weltsicht, die seine Verkündigung prägt. Dies stellt nach unserer Auffassung geistlichen Missbrauch dar und steht im Gegensatz zu dem Verkündigungsauftrag, wie wir ihn als Freikirche verstehen […] Wir distanzieren uns vom öffentlichen Auftreten von Walter Veith in Deutschland und untersagen ihm, im Namen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland zu sprechen.“

Vermutungen im Zuge der Corona-Krise

Ohne auf alle problematischen Aspekte des genannten Videos einzugehen, sollen im Folgenden exemplarisch drei Punkte beleuchtet werden: 1. der spekulative Charakter von Vermutungen und Verschwörungstheorien, 2. die Pandemiepläne der Bundesregierung und 3. die Noachidischen Gebote.

Walter Veiths Interesse dreht sich nach seinen Angaben um Fragen wie: „Was hat das für eine prophetische Auswirkung?“ und „Ist es möglich, dass wir in der kleinen Zeit der Trübsal sind?“. Seine diesbezüglichen Ausführungen sind leider durchsetzt von inkorrekten Tatsachenbehauptungen (z. B. „Der Laden ist leer“) und Spekulationen. Vermutungen dürfen allerdings (selbst wenn sie berechtigt sind) nicht mit göttlichen Offenbarungen bzw. biblischen Vorhersagen verwechselt werden. Solche Vermutungen bleiben menschliche Spekulationen. Dazu gehört z.B. auch die Frage, ob die Corona-Pandemie eine göttliche Strafe bzw. ein Zeichen der Endzeit ist. Spekulationen über die vermeintlichen Hintergründe staatlicher Maßnahmen zur Corona-Krise helfen weder bei der Bewältigung des Alltags noch geben sie verlässliche Handlungsanweisungen für die Zukunft.

Pandemiepläne der Bundesregierung

Walter Veiths Darstellung des „Berichts zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ (Bundestags-Drucksache 17/12051) könnte zur Schlussfolgerung führen, als sei die Corona-Pandemie von langer Hand geplant gewesen (dafür spricht auch der Untertitel des Videos). Das ist jedoch völlig abwegig. Es handelt sich bei der Erstellung dieses Papiers um einen normalen Vorgang zum Katastrophenschutz. So heißt es in der Präambel des genannten Berichts: „Um die Frage ‚Wie kann der Staat eine bedarfs- und risikoorientierte Vorsorge- und Abwehrplanung im Zivil- und Katastrophenschutz gewährleisten?‘ wirklich ausreichend beantworten zu können, ist als Grundlage eine fundierte Risikoanalyse erforderlich. Diese dient der vorausschauenden und strukturierten Beschäftigung mit möglichen bundesrelevanten Gefahren und den bei ihrem Eintritt zu erwartenden Auswirkungen auf die Bevölkerung, ihre Lebensgrundlagen und die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland.“ Dies ist genuine Aufgabe der Politik eines Staates. Sie würde ihrem Auftrag nicht gerecht, wenn sie keine Vorsorge im Sinne des Zivil- und Katastrophenschutzes erarbeiten würde. Ferner legt der Bericht seinen Schwerpunkt auf das Risikomanagement am Beispiel eines Hochwassers. Hier wird wiederum die einseitige und undifferenzierte Darstellung seitens Walter Veith deutlich.

Noachidische Gebote

Walter Veith verbindet seine Ausführungen zur Corona-Krise mit den sogenannten Noachidischen Geboten. Damit werden nach jüdischer Auffassung sieben Regeln bezeichnet, die für alle Menschen Geltung haben sollen: 1. Verbot des Blutvergießens, 2. Verbot von Diebstahl, 3. Verbot des Götzendienstes, 4. Verbot von Unzucht, 5. Verbot, das Fleisch eines noch lebenden Tieres zu essen, 6. Verbot der Gotteslästerung, 7. Einrichtung eines Rechtssystems.

Dazu ist anzumerken, dass es sich bei den Noachidischen Geboten um gewachsene theoretisch-theologische Überlegungen handelt und nicht um tatsächliche staatliche Gesetzgebung. Ihre Entstehungszeit ist umstritten. Die Liste der 7 Regeln gibt es seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. In der jüdischen Tradition werden sie auf Adam und Noah zurückgeführt. Veith bringt diese Regeln abwertend u.a. mit der jüdischen Kabbala in Verbindung.

Warum ausgerechnet dieser jüdische Ausdruck eines Naturrechts nun als Blaupause für eine zukünftige staatliche Abschaffung der Religionsfreiheit dienen soll, wird von Walter Veith trotz seiner Ausführungen zu Kriegsrecht im Zusammenhang der Corona-Krise, zur Abrahamitischen Ökumene oder zur Neuen Weltordnung nicht wirklich plausibilisiert. Sein Hinweis, dass die Noachidischen Gebote in den USA als Gesetz verfasst sind, ist nicht korrekt und irreführend. Die entsprechende Resolution des US-Kongresses (H.J.Res.104 — 102nd Congress (1991-1992)), auf die im Video verwiesen wird, hat ein ganz anderes Ziel und spricht lediglich von der Ethik der Noachidischen Gebote (ähnlich wie manche Politiker vom jüdisch-christlichen Menschenbild sprechen, das sie ihrer Politik zugrunde legen).

Als Adventisten haben wir übrigens keinerlei Probleme mit den Noachidischen Geboten, da andere biblischen Normen, deren Gültigkeit unsere Freikirche voraussetzt, teilweise noch über diese hinausgehen.

Fazit

Das genannte Video ist geeignet, durch einseitige und undifferenzierte Darstellung von Fakten, Anspielungen und Vermutungen grundsätzlich Misstrauen u.a. in die Notwendigkeit und Absicht behördlicher Maßnahmen zu säen. Durch Andeutungen und Zukunftsspekulationen entsteht beim Zuschauer eher Verunsicherung statt Handlungssicherheit. Gemeinden, Predigern und Dienststellen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland kann daher nur empfohlen werden, dieser Art von Verkündigung kein Forum zu bieten, sondern die Corona-Krise differenziert zu beurteilen und wo immer möglich die biblische Botschaft der Hoffnung zu verkündigen.

Weiter ruft die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland ihre Mitglieder dazu auf, verschwörungstheoretischen Spekulationen im Zusammenhang mit der Corona-Krise keinen Glauben zu schenken, sondern

  1. die behördlichen Vorsichtsmaßnahmen zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer zu beachten,
  2. anderen Menschen zu helfen, wo es möglich und nötig ist,
  3. jederzeit bereit zu sein für die Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus.

Weitergehende Informationen zum Thema sind u.a. unter folgenden Adressen abrufbar:

https://www.adventisten.de/utility/medienraum/alternative-angebote-zu-begegnung-und-gottesdienst/

https://www.apd.info/2020/03/17/coronavirus-einschraenkung-der-buergerlichen-freiheitsrechte-muss-ausnahme-bleiben/

https://www.hopechannel.de/tv/mediathek/atemderhoffnung/episode/ml/-/wie-man-sich-einem-riesen-entgegenstellt/

 

Jens-Oliver Mohr, Zentralstelle für Apologetik, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland

8. April 2020

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