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Sollte man im “Ruhestand” ruhen? (PRO & KONTRA)

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 25.05.2012 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 25.5.2012) Über 20?Prozent der deutschen Bevölkerung (Schweiz/Österreich: 17?Prozent) sind 65 Jahre und älter – Tendenz steigend: 2050 liegen die Zahlen bei 30?Prozent. Die Dauer des “Ruhestands” nimmt gleichzeitig zu. Experten fordern daher, die “Lebensarbeitszeit” zu verlängern. Andere meinen, schon jetzt sollte man sich im Ruhestand für das Gemeinwohl einsetzen.

PRO: Lasst doch die Jugend machen!

Die Arbeit ist für den Menschen da – nicht der Mensch für die Arbeit. Wo steht denn geschrieben, dass man schuften soll “bis zum Schluss”? Nein: Gott hat diese Welt auch dazu erschaffen, dass wir sie genießen – zumal dann, wenn man sich jahrzehntelang eingebracht hat. Wann – wenn nicht im Alter – sollte man Gottes Schöpfung dankbar und freudig “er-leben”? Es geht ja nicht nur um den “Rentner” allein. Es geht auch um meine Frau, für die ich endlich da sein kann – nachdem sie über lange Jahre immer zurückstecken musste. Ich kann meine Erfahrungen an meine Kinder und – vor allem – Enkel weitergeben, ihnen die mir so wichtigen christlichen Werte bewusst vermitteln und buchstäblich “vor-leben” – das konnte ich im hektischen Berufsalltag nur selten. Darüber freue ich mich jeden Tag aufs Neue. Natürlich wäre es fahrlässig, am “Tag X” einfach die Brocken hinzuwerfen nach dem Motto: “nach mir die Sintflut”. Wir haben die Verantwortung, dass unsere bisherige Tätigkeit auch sinnvoll weitergeführt werden kann. Und doch verwundert – und ärgert! – es mich immer wieder, wie schlecht ältere Menschen “ihre Arbeit”, “ihr Werk” loslassen können. Wissen sie nicht, dass ihnen alles von Gott auf Zeit überlassen wurde? Ich finde es wichtig, nicht an seinen Aufgaben “zu kleben”, sondern sie vertrauensvoll – und frühzeitig! – in jüngere Hände zu übergeben. Und es ist respektlos, sich als “Ruheständler” immer noch einzumischen und den jungen Leuten reinzureden. Schließlich ist es ein Gottesgeschenk, in aller Ruhe (!) einen Schritt zurücktreten zu können. Nur dann kann ein frischer Wind wehen und ein neues Denken Einzug halten! Natürlich erhält gerne Tipps, wer mich um Rat fragt – aber ich dränge mich nicht auf. Lasst doch die Jugend machen! Sie werden “unser” Schiff schon nicht auf die Sandbank setzen.

Der Autor, Klaus Gerth (69, Frankfurt/Main), erwarb 1978 den “Schulte-Verlag” (Aßlar bei Wetzlar/Mittelhessen), den er zu “Gerth Medien” ausbaute und bis 2007 leitete.

KONTRA: Gottes Aufträge gelten auch für das Alter

Im “Ruhestand” nur “ruhen”? Das kann‘s nicht sein! In der Ruhe liegt die Kraft. Klar können wir es im “Ruhestand” langsamer angehen lassen und das Leben neu strukturieren. Doch Jesus hat nie gesagt: “Handelt bis zum Rentenbescheid – und wartet dann auf den Tod!” Zudem verkommt das geistige Profil des Menschen zum Egoismus, wenn er keine Verantwortung übernimmt und keine Aufgabe mehr hat. Wer geben kann und gibt, ist immer ein reicher Mensch. Vor 15 Jahren rief ich im Ring Missionarischer Jugendbewegungen das “Freiwillige Soziale Jahr für Ältere” ins Leben – in der Erkenntnis, dass alle Generationen Verantwortung übernehmen müssen und sich nicht daraus entlassen können, auch nicht durch den sogenannten “Ruhestand”. Die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft nehmen in der Politik einen Spitzenplatz ein. Der Mensch ist in der Regel bis weit ins 8. Lebensjahrzehnt geistig und körperlich fit und kann zum Gemeinwohl beitragen. Der “Ruhestand” ist somit keine “Rest-Zeit” des Lebens, sondern eine eigenständige Lebensphase – oft sogar der längste zusammenhängende Abschnitt in der Biografie eines Menschen! Gerade Ältere haben die besondere Aufgabe, für die Gerechtigkeit zwischen den Generationen einzutreten: Sie sind die “Brückengeneration”. Nicht zuletzt haben die Älteren ein immenses Potenzial an Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen – das sie im “Ruhestand” viel besser in die Gesellschaft einbringen können als während der Erwerbstätigkeits- und Familienphase. Die Verantwortung, seine Gaben und Fähigkeiten einzusetzen, endet nicht mit dem 67. Lebensjahr. Wir müssen uns fragen, was Gottes Berufung “nach dem Broterwerb” für uns ist. Denn seine Verheißungen – und seine Aufträge – gelten auch für das Alter!

Der Autor, Fritz Schroth (70, Bischofsheim/Rhön), ist Vorstandsmitglied des Evangelischen Seniorenwerks und Vorsitzender des Ausschusses “Weltmission und Ökumene” der bayerischen Landessynode.

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