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Steuerhinterziehung: Nimmt die Gier in Deutschland zu?

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 07.02.2014 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 7.2.2014) Nimmt die Gier in Deutschland zu? Diese Frage stellt sich angesichts der jüngst bekanntgewordenen Fälle von Steuerhinterziehung. So hatte sich die Feministin und Gründerin der Frauenzeitschrift “Emma”, Alice Schwarzer (Köln), kürzlich selbst angezeigt. Nach eigenen Angaben hat sie seit den 80er Jahren ein Konto in der Schweiz, dessen Zinserträge sie nicht versteuerte. Jetzt zahlte sie 200.000 Euro Steuern plus Säumniszinsen nach. Sie tat dies für die letzten zehn Jahre; der Rest der Steuerschuld war bereits verjährt. Aufgrund ihrer Selbstanzeige bleibt Schwarzer straffrei.
Der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) erklärte seinen Rücktritt, nachdem er jahrelang Steuern hinterzogen hatte. Auch er hatte ein geheimes Konto in der Schweiz, auf dem er Medienberichten zufolge rund 425.000 Euro aus einem Erbe anlegte. Die daraus stammenden Zinseinnahmen versteuerte er aber nicht. Finanzfahnder entdeckten das Geld 2012. Im Zuge des Verfahrens habe er knapp 20.000 Euro an Steuern und Zinsen zurückgezahlt, so Schmitz. Der größte Teil der Steuerhinterziehung war allerdings auch hier schon verjährt. Das Verfahren wurde deswegen gegen die Zahlung von weiteren 5.000 Euro eingestellt.
Der frühere Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung “Die Zeit”, Theo Sommer, war vor kurzem wegen vorsätzlicher Steuerhinterziehung und schweren Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Am 10. März muss sich Uli Hoeneß vor Gericht verantworten. Dem Präsidenten des FC Bayern München wird vorgeworfen, mehrere Millionen Euro hinterzogen zu haben. Er stellte zwar eine Selbstanzeige, doch sie war offenbar nicht hinreichend, so dass er angeklagt wurde. Nach Bekanntwerden des Falles Hoeneß im vergangenen Jahr hatte sich die Zahl der Selbstanzeigen auf rund 25.000 verdreifacht.

AEU: Kein Indiz für eine zunehmende Gier

Wie beurteilen Vertreter evangelischer Unternehmer- und Wirtschaftsverbände diese Fälle? Der Geschäftsführer des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU), Stephan Klinghardt (Karlsruhe), sieht darin kein Indiz für eine zunehmende Gier in der Gesellschaft. Bei den aktuell bekanntgewordenen Fällen handele es sich um Vorgänge, die mitunter schon Jahre zurücklägen, aber erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen seien. Er könne über die Motive von Schwarzer, Schmitz und Hoeneß nicht urteilen, sagte Klinghardt auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Er persönlich finde es aber “empörend”, wenn öffentliche Meinungsführer sich nicht korrekt verhielten. Steuerhinterziehung sei kein Kavaliersdelikt: “Steuern gilt es zu bezahlen. Punkt!” Doch gerade im Fall Schwarzer dürfe nicht vergessen werden, dass sie sich selbst angezeigt und die Steuern nachgezahlt habe. Klinghardt: “Wenn jemand Buße tut, dann sollte das von der Gesellschaft auch anerkannt werden.” Generell habe er nicht den Eindruck, dass die Gesellschaft in Deutschland gierig sei. “Im Gegenteil: Das Sozialbudget, das sich ja aus Steuern speist, war nie so hoch wie im vergangenen Jahr.”

CiW-Vorsitzender: Immer mehr “negative Vorbilder”

Der Vorsitzende des Verbandes “Christen in der Wirtschaft” (CiW), Friedbert Gay (Remchingen bei Pforzheim) sagte gegenüber idea: “In der Frage, ob man Steuern sparen kann, haben die Menschen schon immer nach Möglichkeiten gesucht, dies erfolgreich zu tun. Ich kann deshalb nicht behaupten, dass die Gier zunimmt, aber die Hemmschwelle sinkt, diese Gier auszuleben.” Es steige die Zahl der “negativen Vorbilder”. Der neue Generalsekretär des Verbandes mit Sitz in Wuppertal, Hans-Martin Stäbler, sieht hinter den Vorfällen eine “große Sehnsucht nach echtem Glück”. Allerdings mache das Streben nach Mehr eben nicht automatisch glücklicher, erklärte er gegenüber idea. Vielmehr könne es Menschen blockieren und letztlich zerstören. Stäbler: “Wir brauchen in unserer Wohlstandgesellschaft eine neue Haltung der Dankbarkeit – nicht nur Menschen gegenüber und für materielle Dinge, sondern auch gegenüber dem lebendigen Gott, der uns segnen und mit allem versorgen will, was wir brauchen.” (idea)

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